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Gemeinsam dafür sorgen, dass Strahlanlagen am Laufen bleiben

Wie haben sich Wheelabrator-Kunden in einem Jahr geschlagen, das es so noch nicht gegeben hat?

Die Pandemie hat viele Unternehmen herausgefordert. Sie hat aber auch Chancen eröffnet – nicht zuletzt die Möglichkeit, unser aller Arbeitsweise umzugestalten.

Wir sprechen mit Erich Brunner, Präsident von Wheelabrator, darüber, welche Auswirkungen die Pandemie auf Kundenbranchen rund um die Welt hatte, wie Kunden reagiert und sich angepasst haben und wie Wheelabrator sie unterstützt hat.

Erich, danke, dass du heute bei uns bist. Kannst du uns zum Auftakt ein wenig darüber erzählen, wie Kunden in verschiedenen Regionen und Branchen von der Pandemie betroffen sind?

Die Auswirkungen auf unsere Kunden waren unglaublich unterschiedlich. Wir haben weltweit rund 15.000 Anlagen – in allen Regionen und in einer Vielzahl von Branchen. Da gab es signifikante Unterschiede - je nach Region oder Branche.

Zum Beispiel traf das Coronavirus China im letzten Februar mitten im chinesischen Neujahrsfest, aber am Ende hatte es nur einen geringen Einfluss auf ihre Produktion. Unsere chinesischen Kunden produzieren seit letztem März auf Hochtouren. Sogar Industrien wie die Luft- und Raumfahrt und die Automobilindustrie, die buchstäblich überall sonst sehr hart getroffen wurden, laufen in China gut. Im Gegensatz dazu kam es in Indien zu massiven Geschäftsunterbrechungen, und unsere Kunden und Kollegen dort blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten.

In Europa und Nordamerika stellte sich die Situation wieder anders dar. Dort hatten wir eine vollständige Unterbrechung in mehreren, aber nicht allen Branchen zu verzeichnen. Die Situation veränderte sich ständig – Land für Land, Kontinent für Kontinent und Marktsegment für Marktsegment.

Im Allgemeinen wollten unsere Kunden nach Möglichkeit ihre eigene Produktion aufrechterhalten und ihre Kunden auch unter oft sehr schwierigen Umständen weiter bedienen. Der Kontakt zu unseren Serviceteams waren dazu sehr wichtig.

Wie ist es Wheelabrator gelungen, diese Unterstützung zu leisten?

Wie alle anderen auch, mussten wir uns sehr schnell anpassen und diese Anpassungen dann immer wieder vornehmen. Wir haben frühzeitig ein Pandemie-Informationszentrum eingerichtet, in dem wir Informationen über eine sich schnell verändernde globale Situation sammelten und die Entwicklungen an den Kundenstandorten, teilweise auch unter Länderebene, verfolgten. Zum Beispiel konnten wir einmal nach Norditalien liefern, aber nicht nach Süditalien. Gleiches Land, andere Regeln. Daher war das Pandemie-Informationszentrum für uns von entscheidender Bedeutung, um die Reise- und Transportbeschränkungen zu verstehen und um sie herum zu planen. Unsere lokalen und regionalen Teams haben Kunden angerufen, um sicherzustellen, dass unser Verständnis ihrer Situation und ihrer Bedürfnisse richtig ist. Unsere starke lokale Präsenz auf der ganzen Welt war hier ein echter Vorteil, da wir eng und direkt mit Kunden kommunizieren konnten, um herauszufinden, wie wir ihnen am besten helfen können. Während der gesamten Pandemie waren wir ständig in der Lage zu liefern, was ein grossartiges Zeugnis für die Agilität unseres Supply Chain- und Verkaufs-Teams ist.

Wie haben sich Kundenbedürfnisse infolge der stockenden Nachfrage in ihren Märkten und der teils lang anhaltenden Lockdowns verändert?

Die größte Veränderung gab es bei den Kapitalinvestitionen, da die meisten Investitionspläne angesichts all dieser Unsicherheit zum Stillstand kamen.

Auf der anderen Seite haben wir eine unglaublich starke Nachfrage nach Upgrades und Prozessverbesserungen gesehen. Kunden, die einen Nachfragerückgang bei ihren gewohnten Produkten verzeichneten, schwenkten auf neue Produkte um und nutzten Programme zur Anlagenmodernisierung, um ihre vorhandenen Strahlanlagen für neue Anwendungen anzupassen. Sie konnten dies oft ganz ohne Kapitalinvestition tun, indem sie Wartungsbudgets für die Upgrades verwendeten.

Kunden, die Investitionen in neue Anlagen verschieben mussten, kamen zu uns, um zu sehen, wie sie vorhandene Anlagen optimieren und die Produktivität steigern können. Einige haben Upgrades vorgezogen, um die verlängerte Ausfallzeit optimal zu nutzen.

Im dritten und vierten Quartal 2020 verzeichneten wir in reifen Märkten wie Europa einen starken Anstieg dieser Art von Aftermarket-Aktivitäten innerhalb der ganzen Norican Group. Seit Januar hat sich daraus ein erhebliches Auftragsvolumen entwickelt.

Bei Wheelabrator investieren wir auch selbst in neue Anlagen. Zum Beispiel in unserem Lohnstrahlzentrum in Großbritannien und in unserer eigenen Fertigung – um unsere Produktivität weiter zu steigern. Dies mag kontraintuitiv erscheinen, bedeutet aber, dass wir bereit sind, wenn die Nachfrage steigt.

Die gleiche Denkweise beobachten wir auch bei unseren Kunden. Jetzt in Produktivität investieren, auch bei geringerem Budget, wenn es weniger negative Auswirkungen auf die Produktion selbst hat.

Umfasst das Investitionen in digitale Technologien?

Ja, Kunden von Strahlanlagen bekunden in letzter Zeit ein verstärktes Interesse an digitalen Lösungen von Wheelabrator. Sowohl für den Kunden als auch für uns liegt der Fokus darauf, mit digitalen Tools, schnell erhebliche Einsparungen zu erzielen. Alle digitalen Anwendungen müssen sinnvoll sein und einen direkten betrieblichen Nutzen mit sich bringen. Es handelt sich nicht um Datenerfassung um der Datenerfassung willen. Die größten Kostenfaktoren beim Betrieb einer Strahlanlage sind Verschleiß sowie Strahlmittel- und Energieverbrauch. Wir entwickeln digitale Werkzeuge, die diese Kostenfaktoren direkt angehen – indem wir die richtigen Daten sammeln, sie visualisieren und dann Maschinenbedienern und Produktionsleitern handlungsorientierte Erkenntnisse liefern, mit deren Hilfe sie den Prozess verbessern können. Sie können beispielsweise feststellen, ob und warum sie zu viel Strahlmittel verwenden, und können den Wechsel von Verschleißteilen wie Wurfschaufeln, Impeller oder Leithülse zeitlich festlegen, um eine gleichbleibende Leistung und reduzierte Ausfallzeiten sicherzustellen.

Beschleunigt die Pandemie die Einführung digitaler Technologien bei Kunden von Wheelabrator?

Ich würde sagen ja. Die digitalen Produkte, die Wheelabrator ab Ende des ersten Quartals in diesem Jahr auf den Markt bringen wird, sind derzeit bei Pilotkunden im Einsatz, die sich aktiv an der Entwicklung digitaler Lösungen beteiligen wollten. Die Pandemie hat Unternehmen weltweit unter Druck gesetzt, intelligenter zu arbeiten, und ihnen gleichzeitig die Möglichkeit gegeben, etwas Neues auszuprobieren.

Unsere Kunden haben typischerweise eine Vielzahl an Datenquellen. Vieles wird dabei noch manuell und auf Papier erfasst. Das macht es schwierig, die Produktion in Echtzeit zu überwachen, schnell auf Probleme zu reagieren oder eine digitale Ansicht des gesamten Prozesses zu erhalten. Es mag wie ein großer Sprung erscheinen, von Papier und Klemmbrett zur digitalen Datenerfassung zu wechseln. Das ist aber nicht notwendigerweise so.

Seit Beginn der Pandemie ist das Interesse der Kunden an Fernüberwachung und digitalen Produkten und Dienstleistungen deutlich gestiegen. Produkte wie unsere Monitizer Suite helfen dabei, aussagekräftige Daten in Echtzeit zu sammeln, zu verarbeiten und zu visualisieren – letztendlich, um Anlagenbediener und Produktionsleiter automatisch zu benachrichtigen, wenn Änderungen an den Produktionsparametern notwendig sind.

Wir freuen uns sehr, unseren Kunden auf ihrem Weg ins Digitale immer mehr unterstützen zu können. Wir arbeiten eng mit unseren Kollegen beim Norican Digital Lab und bei DISA, ItalPresseGauss und StrikoWestofen zusammen, um robuste Lösungen und sinnvolle digitale Anwendungen mit und für unsere Kunden zu entwickeln.

Ich habe keinen Zweifel daran, dass wir insgesamt eine Beschleunigung sehen werden, die sich ohne die extremen Herausforderungen des letzten Jahres nicht so einfach ergeben hätte.